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  • Dieser Bericht wird unter der Verantwortung des OECD-Prüfungsausschusses für Wirtschafts- und Entwicklungsfragen veröffentlicht, dem die Prüfung der Wirtschaftslage der Mitgliedsländer obliegt. Die Wirtschaftslage und -politik Deutschlands wurde am 26. Oktober 2020 vom Ausschuss geprüft. Im Anschluss an diese Prüfung wurde der Bericht überarbeitet und in seiner vom gesamten Ausschuss vereinbarten Form am 24. November 2020 endgültig angenommen.Der Berichtsentwurf des OECD-Sekretariats wurde für den Ausschuss von Andrew Barker, Ze’ev Krill, Alexandra Effenberger, David Gierten, Maximilian Reisch und Verena Weber unter der Leitung von Mame Fatou Diagne erstellt. Statistische wissenschaftliche Unterstützung leistete Corinne Chanteloup. Für die Koordination der Publikation war Poeli Bojorquez zuständig. Wertvolle Beiträge kamen zudem von Jean-Victor Alipour und Michaela Haderer. Der letzte Wirtschaftsbericht über Deutschland erschien im Juni 2018.Informationen über aktuelle und frühere Wirtschaftsberichte sowie den Prozess ihrer Erstellung unter http://www.oecd.org/eco/surveys.

  • Nach einem Jahrzehnt der Expansion verzeichnete die deutsche Wirtschaft 2020 eine starke Kontraktion (). Die erste Corona-Welle konnte mit weniger strengen Eindämmungsmaßnahmen unter Kontrolle gebracht werden als in vielen anderen Ländern. Zu verdanken war dies hohen Kapazitäten im Gesundheitssektor und frühzeitigem Testen, Isolieren und Nachverfolgen der Kontakte. Im Oktober flammte das Infektionsgeschehen jedoch wieder auf, sodass im November neuerliche bundesweite Beschränkungen verordnet wurden. So mussten beispielsweise Gastronomie- sowie Kultur- und Freizeitbetriebe schließen. Einzelhandel und Schulen blieben jedoch geöffnet.

  • Die deutsche Wirtschaft steht 2020 vor der schärfsten Kontraktion seit dem Zweiten Weltkrieg und die Erholung erfordert nachhaltige makroökonomische Konjunkturmaßnahmen. Deutschland hat die ersten Phasen der Krise gut bewältigt. Die hohen Kapazitäten des Gesundheitssektors und der frühzeitige Einsatz von Tests, Kontaktnachverfolgung und Isolierung haben geholfen, die erste Welle der Pandemie mit weniger strengen Eindämmungsmaßnahmen als in vielen Nachbarländern unter Kontrolle zu bringen. Der Staat nutzt den auf eine solide Haushaltsführung vor der Krise zurückzuführenden fiskalischen Spielraum, um Arbeitsplätze und Unternehmen zu schützen. Die Bundesregierung hat bei der Verabschiedung der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität eine Führungsrolle eingenommen. Dadurch wird die Konjunkturerholung in Europa mit Krediten und Zuschüssen an die Mitgliedsländer in Höhe von 750 Mrd. EUR unterstützt, die durch Anleiheemissionen der EU finanziert werden.

  • Das Potenzial der digitalen Transformation zur Steigerung von Produktivität, Wachstum und Lebensqualität ist groß. Die Bundesregierung hat bei der Bewältigung einiger zentraler Herausforderungen zwar schon erhebliche Fortschritte erzielt, es kann jedoch noch viel mehr getan werden, um die Vorteile von Digitalisierung und Daten voll auszuschöpfen. Faktoren wie die geringe Versorgung mit schnellem Breitbandinternet, die ihrerseits auf die niedrige Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen zurückzuführen ist, ein großes Stadt-Land-Gefälle bei den Internet-Verbindungsgeschwindigkeiten sowie eine unterdurchschnittliche Datennutzung und Übertragungsgeschwindigkeit im mobilen Breitbandnetz schwächen das Fundament der digitalen Transformation. Zusammen mit geringen Investitionen in Wissenskapital und Bedenken hinsichtlich der digitalen Sicherheit begrenzt die zögerliche Einführung wichtiger IKT-Tools und -Aktivitäten das Potenzial der Unternehmen, Daten für Innovationen und Wertschöpfung zu nutzen. Vor allem KMU benötigen Unterstützung, um ihren Rückstand aufzuholen. Technologieverbreitung und Produktivitätswachstum lassen sich steigern, wenn es gelingt, Engpässe in der Internetversorgung zu beseitigen, Investitionsanreize zu schaffen und die Unternehmensdynamik in der Erholungsphase zu unterstützen. Wichtig hierfür ist ein verringerter Verwaltungsaufwand, ein erleichterter Zugang zu Finanzmitteln sowie raschere Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung. Damit in der digitalen Welt alle erfolgreich sein können, muss der starke Bedarf an alltagsmathematischen und Lesekompetenzen gedeckt und dem Mangel an IKT-Fachkräften – vor allem weiblichen – begegnet werden. Um die Vorteile der Digitalisierung optimal zu nutzen, bedarf es zudem einer nationalen Strategie für den digitalen Wandel und einer Governance, die eine effektive Politikkoordination gewährleistet.