Table of Contents

  • Der OECD-Beschäftigungsausblick ist eine jährlich erscheinende Publikation, in der die wichtigsten Arbeitsmarktentwicklungen und -aussichten in den Mitgliedsländern evaluiert werden. Jede Ausgabe enthält darüber hinaus mehrere Kapitel, die sich auf spezifische Aspekte der Funktionsweise von Arbeitsmärkten sowie die Politikimplikationen zur Förderung von mehr und besseren Arbeitsplätzen konzentrieren. Die Sonderkapitel der diesjährigen Ausgabe behandeln die folgenden vier Themen: Jüngste Lohnentwicklungen, Beschäftigungsqualität, nichtreguläre Beschäftigung sowie die Beschäftigungseffekte von Kompetenzen und Qualifikationen. Der Bericht wird ergänzt durch Referenzstatistiken

  • Trotz jüngster Verbesserungen sind weitere Fortschritte am Arbeitsmarkt nach wie vor weitgehend von einem breiter fundierten und anhaltenden Wirtschaftsaufschwung abhängig. Obwohl inzwischen wieder neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit daher zurückgegangen ist, bestehen in vielen Ländern noch immer große Beschäftigungslücken, wobei die Krise sowohl bei den Beschäftigten als auch bei den Arbeitslosen tiefe Spuren hinterlassen hat. Die erheblichen persönlichen, wirtschaftlichen und sozialen Kosten, die die Arbeitslosen tragen mussten, könnten sich als langfristig erweisen, insbesondere für Personen, die lange Zeit arbeitslos waren und sich einer Qualifikationsentwertung und der Gefahr eines Ausschlusses vom Arbeits- markt gegenübersehen. Von den Personen, die ihren Arbeitsplatz behalten haben, sind immer mehr Arbeitskräfte und ihre Familien von wirtschaftlicher Not betroffen, da die Kaufkraft ihrer Erwerbseinkommen gesunken ist. Die Krise hat zudem das seit langem bestehende Problem der geringen Beschäftigungsqualität sowohl in fortgeschrittenen als auch in aufstrebenden Volkswirtschaften verschärft.

  • Die Arbeitslosigkeit liegt in vielen OECD-Ländern trotz einer Belebung des Beschäftigungswachstums nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau. Für den weiteren Jahresverlauf 2014 und für 2015 wird ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit projiziert. Die Verfestigung der hohen Arbeitslosigkeit hat in einigen Ländern zu einem Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit geführt, der durch eine Belebung des Wirtschaftswachstums nicht automatisch rückgängig gemacht werden dürfte, da er insbesondere unter den Langzeitarbeitslosen einen Verlust an Humankapital und Motivation bei der Arbeitsuche zur Folge hatte. Im OECD-Raum insgesamt waren im ersten Quartal 2014 16,3 Millionen Menschen – mehr als ein Drittel der Arbeitslosen – mindestens 12 Monate arbeitslos, fast doppelt so viele wie 2007. In Anbetracht dieser Entwicklungen sollte die Förderung der Nachfrage dort ein zentrales politisches Ziel bleiben, wo die Erholung weniger robust ausfällt, und mit verstärkten Maßnahmen zur Bekämpfung der strukturellen Arbeitslosigkeit einhergehen. Beschäftigungs- und Ausbildungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose sollte Priorität eingeräumt werden, da Langzeitarbeitslose bei der Arbeitsuche normalerweise mit erheblichen Hindernissen konfrontiert sind und mit besonders hoher Wahr- scheinlichkeit aus der Erwerbsbevölkerung ausscheiden.

  • Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die jüngsten Arbeitsmarktentwicklungen in den OECDLändern und die kurzfristigen Aussichten. Die Arbeitslosigkeit liegt in vielen Ländern trotz einiger Anzeichen für eine Belebung des Beschäftigungswachstums nach wie vor deutlich über dem Vorkrisenniveau, wenngleich für den weiteren Jahresverlauf 2014 und für 2015 ein weiterer leichter Rückgang projiziert wird. Eine Beurteilung der vorliegenden Evidenz deutet ferner darauf hin, dass die Verfestigung der hohen Arbeitslosigkeit in einigen Ländern zu einem Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit geführt hat, der durch eine Belebung des Wirtschaftswachstums nicht automatisch rückgängig gemacht wird. In Anbetracht dieser Entwicklungen sollte die Förderung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ein zentrales politisches Ziel bleiben, wenn die Erholung weniger robust ausfällt, aber mit verstärkten Maßnahmen zur Bekämpfung der steigenden strukturellen Arbeitslosigkeit einhergehen. Insbesondere sollte Beschäftigungsund Ausbildungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose Priorität eingeräumt werden, da diese bei der Arbeitsuche normalerweise mit erheblichen Hindernissen konfrontiert sind und mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit aus der Erwerbsbevölkerung ausscheiden.

  • In diesem Kapitel wird dokumentiert, wie die Löhne sich während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der Erholung in den OECD-Ländern entwickelt haben. Es trägt zu einem besseren Verständnis der Bedeutung von Lohnanpassungen für die Stärke der Arbeitsmarkterholung und die Verteilung der sozialen Kosten der Krise in der Erwerbsbevölkerung bei. Von der in vielen OECD-Ländern verzeichneten anhaltenden Zunahme der Arbeitslosigkeit ging ein deutlicher Abwärtsdruck auf das Reallohnwachstum aus, insbesondere bei Niedriglohnbeziehern. Eine erhebliche Lohnzurückhaltung hat in einer Reihe von Ländern, insbesondere im Euroraum, bereits zu einer Senkung der Lohnstückkosten und folglich zu einer Verbesserung der außenwirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit beigetragen. In einem von niedriger Inflation geprägten Umfeld, in dem weitere Lohnanpassungen schwierige und schmerzhafte Senkungen der Nominallöhne erfordern würden, sind andere Politikmaßnahmen erforderlich, um den anhaltend hohen Arbeitslosenquoten entgegenzuwirken. Neben makroökonomischen Politikmaßnahmen umfasst dies eine bessere Unterstützung für den Erwerb von Kompetenzen, die freigesetzte Arbeitskräfte für den Übergang in neue Beschäftigungsfelder benötigen, sowie einen effektiveren Produktmarktwettbewerb. Während die Kosten der Lohnanpassungen relativ gleichmäßig zwischen den einzelnen Arbeitskräftekategorien verteilt sind, treffen sinkende Reallöhne Niedriglohnbezieher wahrscheinlich härter und erfordern möglicherweise entsprechend konzipierte Maßnahmen wie Lohnergänzungsleistungen und gesetzliche Mindestlöhne, um dem Phänomen der Armut trotz Erwerbstätigkeit entgegenzuwirken.

  • Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Beschäftigungsqualität im OECD-Raum, sowohl im Ländervergleich als auch nach sozioökonomischen Gruppen differenziert. Der Messung liegen drei Dimensionen zu Grunde, die für die Lebensqualität der Arbeitskräfte von entscheidender Bedeutung sind: Einkommensqualität, Arbeitsmarktsicherheit und Qualität des Arbeitsumfelds. In dem Kapitel wird die Auffassung vertreten, dass die Arbeitsmarktergebnisse sowohl nach der zahlenmäßigen Zunahme als auch nach der qualitativen Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten beurteilt werden sollten und dass ein derartiger Ansatz tatsächlich einen Fortschritt darstellen würde. Während einige Länder in beiderlei Hinsicht gleich gut (oder schlecht) abschneiden, ergibt sich in einigen anderen Ländern ein uneinheitlicheres Bild, da eine hohe (niedrige) Zahl an Arbeitsplätzen nicht notwendigerweise mit hoher (niedriger) Qualität einhergeht. Darüber hinaus liefert das Kapitel neue Erkenntnisse über die Ungleichheiten am Arbeitsmarkt, indem es sich näher mit Art und Ausmaß der Benachteiligung auseinandersetzt, von der einige Bevölkerungsgruppen betroffen sind. Insbesondere bei jungen Arbeitskräften, Geringqualifizierten und befristet Beschäftigten ist eine Häufung von Nachteilen festzustellen, während hochqualifizierte Arbeitskräfte nicht nur Zugang zu mehr, sondern auch zu den qualitativ besten Arbeitsplätzen haben.

  • Dieses Kapitel enthält neue Informationen über die Häufigkeit der nichtregulären Beschäftigung, worunter alle Formen der Beschäftigung zu verstehen sind, die nicht denselben Kündigungsschutz genießen wie dies bei fest angestellten Arbeitskräften der Fall ist, sowie über ihre Auswirkungen auf die Zweiteilung des Arbeitsmarkts und die zwischen Arbeitskräften zu beobachtenden Ungleichheiten bei der Arbeitsplatzsicherheit. Die Bestimmungen für die Beendigung nichtregulärer Arbeitsverhältnisse sind in den meisten OECD-Ländern in der Regel für die Arbeitgeber mit geringeren Kosten und die Arbeitnehmer mit einem geringeren Beschäftigungsschutz verbunden als die für die Kündigung von Festangestellten geltenden Bestimmungen. Diese Unterschiede bei den Beschäftigungsschutzbestimmungen spiegeln sich sowohl in der tatsächlichen als auch in der subjektiv empfundenen Arbeitsplatzsicherheit wider. Darüber hinaus wächst die Besorgnis, dass sich erforderliche Arbeitsmarktanpassungen auf Grund der großen Unterschiede bei den Bestimmungen für die einzelnen Arbeitsverhältnisse in der Tendenz auf Arbeitnehmer in nichtregulären Beschäftigungsverhältnissen konzentrieren, wodurch die Arbeitsmarktsegmentierung zunimmt. Politikoptionen zur Verringerung dieser Zweiteilung des Arbeitsmarkts wären z.B.: die Nutzung von befristeten Arbeitsverträgen zu erschweren und kostspieliger zu gestalten, die Kündigungsschutzbestimmungen für fest angestellte Arbeitskräfte zu lockern oder die Konvergenz der Kosten zu fördern, die bei Beendigung der einzelnen Arbeitsverhältnisse entstehen, insbesondere durch die Einführung eines standardisierten bzw. eines einheitlichen Arbeitsvertrags. Jede dieser Optionen erfordert die Überwindung von Schwierigkeiten bei der Umsetzung sowie ergänzende Reformen, um wirksam zu sein.

  • Ausgehend von Daten aus der Erhebung der OECD über die Fähigkeiten und Fertigkeiten Erwachsener (PIAAC) wird in diesem Kapitel untersucht, welche Auswirkungen verschiedene Arten von Kompetenzen auf zwei wichtige Aspekte der Arbeitsmarktergebnisse junger Menschen (16-29 Jahre) haben, d.h. zum einen auf das Risiko, dass sie weder an Beschäftigung noch an Bildung oder Ausbildung teilnehmen, und zum anderen auf ihr Verdienstniveau, wenn sie eine Beschäftigung haben. Bei den untersuchten Kompetenzbereichen handelt es sich um Bildungsniveau, Informationsverarbeitungskompetenzen (Lesekompetenz, Mathematikkompetenz, technologiebasierte Problemlösekompetenz), allgemeine Kompetenzen (wie die Fähigkeit, die eigene Arbeit zu organisieren bzw. die anderer zu beeinflussen, im Team zu arbeiten und komplexe Probleme zu lösen) sowie fachspezifische Kompetenzen. Außerdem wird analysiert, inwieweit es den Arbeitgebern gelingt, die Kompetenzen junger Arbeitsmarktteilnehmer optimal zu nutzen, und bei welchen Kompetenzbereichen besonders häufig Mismatches im Vergleich zu den Arbeitsplatzanforderungen festzustellen sind. Im letzten Teil des Kapitels werden die Politikinstrumente identifiziert, mit denen am ehesten Einfluss darauf genommen werden kann, wie die Arbeitgeber die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter erkennen und vergüten. Damit liefert dieses Kapitel neue Erkenntnisse für die Politik, die die Ergebnisse früherer – hauptsächlich auf die Bildungserträge gestützter – Arbeiten ergänzen.