• Ein restriktiveres wirtschaftspolitisches Umfeld und eine schwächere Auslandsnachfrage haben nach dem raschen Wachstum des Jahres 2010 zu einer Abkühlung der Konjunktur beigetragen, die inflationären Spannungen haben jedoch nicht nachgelassen, und es wird nach wie vor ein lebhaftes Kreditwachstum verzeichnet. Das Wachstum der Wirtschaftstätigkeit wird in den kommenden zwei Jahren trotz der konjunkturstützenden Wirkung großer Infrastrukturprogramme voraussichtlich unter seiner Trendrate verharren. Die Inflation dürfte zwar abnehmen, wird sich aber wahrscheinlich im oberen Bereich des Zielkorridors der Geldpolitik bewegen.

  • Das Wachstum hat sich 2011 weiter abgeschwächt, da höhere Zinsen und strengere Regeln für die Vergabe von Krediten an den privaten Sektor die Wohnungsbauinvestitionen gebremst haben und der Außenhandel nachgelassen hat. 2012 werden eine schwache Weltnachfrage und eine Abnahme der Wettbewerbsfähigkeit das Ausfuhrwachstum auf rd. 7% begrenzen, die Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit könnten jedoch durch erhöhte öffentliche Ausgaben und eine Senkung der Einkommensteuer teilweise ausgeglichen werden. Das reale BIP-Wachstum dürfte 2012 aber trotzdem unter der Potenzialrate liegen. Zusammen mit einem Rückgang der Einfuhrpreise wird dies wohl den Inflationsabbau unterstützen, so dass es möglich sein dürfte, die Leitzinsen etwas zu senken. 2013 wird das BIP-Wachstum im Zuge einer Belebung der Inlandsnachfrage und des Exportgeschäfts dann voraussichtlich wieder auf nahezu 10% anziehen. Der tendenzielle Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses dürfte sich trotz günstigerer Terms of Trade fortsetzen, womit der Überschuss bis 2013 wahrscheinlich auf rd. 2% sinken wird.

  • Das Wachstum hat sich verlangsamt und wird vor dem Hintergrund der sich abschwächenden Weltwirtschaft den Projektionen zufolge auf kurze Sicht relativ verhalten und vom privaten Verbrauch abhängig bleiben. Trotz der Abkühlung der Wirtschaftstätigkeit verharrt die Teuerung dauerhaft über dem von der indischen Zentralbank (Reserve Bank of India) angestrebten Niveau. Da auch die Inflationserwartungen hoch sind, wird der Preisdruck unter dem Einfluss der nachgebenden Nachfrage und der sich stabilisierenden Rohstoffpreise wahrscheinlich nur langsam sinken. Die Verbesserung der außenwirtschaftlichen Bedingungen und eine gewisse Stärkung der Unternehmensinvestitionen dürften im zweiten Halbjahr 2012 zu einer Belebung des Wachstums führen. Die Regierung muss bei ihrer Strategie zur weiteren Verringerung des Haushaltsdefizits bleiben, um die Geldpolitik bei der Erreichung einer nachhaltigen Senkung des Preisauftriebs zu unterstützen.

  • Die Ausrichtung der Wirtschaft auf die Inlandsnachfrage, der kräftige Konsum und das starke Investitionswachstum schirmen das Land von der Schwäche im Ausland ab. Das Wirtschaftswachstum dürfte daher in den nächsten beiden Jahren trotz der Konjunkturverlangsamung im OECD-Raum über der Potenzialrate liegen. Die Inflation hat fürs Erste nachgelassen, inflationäre Spannungen werden aber wahrscheinlich bald wieder zu Tage treten. Auch wenn Indonesien von einer Abschwächung des Welthandels weniger betroffen sein dürfte als andere Volkswirtschaften, könnten Veränderungen bei der weltweiten Risikoaversion zu einer Umkehr der Kapitalzuflüsse der vergangenen Jahre und einer Schmälerung des Wachstums führen.

  • Das Vertrauen hat sich infolge des weltweiten Konjunkturabschwungs und der Finanzmarktturbulenzen zwar eingetrübt, die Wachstumsdynamik wird, gestützt auf die weiterhin hohen Ölpreise, aber voraussichtlich anhalten. Der Nahrungsmittelpreisschock ist abgeklungen, und die gute Ernte des Jahres 2011 fördert mittlerweile den Inflationsabbau. Da das Kreditwachstum nachlässt und die Produktionslücke negativ bleibt, wird die Inflation 2013 voraussichtlich auf 5% sinken. Der Haushalt dürfte dank der hohen Ölpreise im Jahr 2011 ausgeglichen sein oder einen kleinen Überschuss ausweisen, er wird im Zeitraum 2012-2013 auf Grund der im nächsten Jahr zu erwartenden drastischen Ausgabensteigerungen aber voraussichtlich wieder ein Defizit ausweisen. Das bereits hohe Defizit des Haushalts ohne Öleinnahmen wird 2012 den Projektionen zufolge leicht ansteigen, bevor es allmählich wieder zurückgeht. Der Leistungsbilanzüberschuss dürfte angesichts des lebhaften Importwachstums sinken. Die größten Risikofaktoren sind nach wie vor eine scharfe Ölpreiskorrektur und erneute Turbulenzen an den Finanzmärkten.

  • Die Konjunkturerholung hat sich infolge der schwachen Auslandsnachfrage, der negativen Auswirkungen der weltweiten Konjunkturabschwächung auf das Verbraucher- und Anlegervertrauen und der Arbeitskämpfe im Inland verlangsamt. Wenn die Wirkung dieser Faktoren nachlässt, dürfte sich das Wachstum 2012 etwas beschleunigen, aber dennoch das fünfte Jahr in Folge unter seiner Potenzialrate verharren. Mit der Rückkehr des Vertrauens dürfte sich das Produktionswachstum 2013 wieder stärker beschleunigen. Die Inflation liegt an der oberen Grenze des Zielkorridors der Zentralbank, falls die Rohstoffpreise nicht noch weiter ansteigen, dürfte sie jedoch auf Grund der negativen Produktionslücke bis Mitte 2013 bis zur Mitte des Zielkorridors zurückgehen.