• Unter dem Einfluss starker monetärer und fiskalischer Impulse entwickelt sich die brasilianische Volkswirtschaft nach einem zuletzt unter der Trendrate liegenden Wachstum allmählich wieder kräftiger. Die als Frühindikatoren herangezogenen Vertrauensindizes entwickeln sich vielversprechend, und die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Die Inflation ist gefallen und hat sich stabilisiert, wenn auch geringfügig über der Mitte des Zielkorridors.

  • Die Wirtschaft erlebt eine breitbasierte Verlangsamung, und das Wachstum wird voraussichtlich noch eine Zeitlang schwach bleiben. Das Leistungsbilanzdefizit hat sich verringert, da die Importe auf Grund der Abkühlung der Binnennachfrage und einer schwächeren Rupie gesunken sind. Die Inflation wurde vorübergehend durch Anhebungen der regulierten Kraftstoffpreise in die Höhe getrieben, wird mit steigendem Kapazitätsüberhang aber voraussichtlich nachgeben. All dies schafft Spielraum für eine Lockerung des geldpolitischen Kurses, die bisher durch die anhaltend hohe Inflation und ein sich ausweitendes Haushaltsdefizit behindert wurde.

  • Die Inlandsausgaben sind nach wie vor robust, die Nachfrage der wichtigsten Handelspartner hat aber drastisch nachgegeben. Dennoch dürfte das Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion, das von der Inlandsnachfrage getragen wird, während des Projektionszeitraums in der Nähe der Trendrate liegen. Eine für nächstes Jahr geplante Strompreiserhöhung wird die Inflation vorübergehend steigen lassen. Von der angespannten Arbeitsmarktlage und starken Mindestlohnanhebungen wird indessen grundsätzlicherer Druck ausgehen.

  • Nach einer Konjunkturdelle im zweiten Halbjahr 2012 wird das Wachstum den Projektionen zufolge in den Jahren 2013 und 2014 unter dem Einfluss steigender Ölpreise und geringerer Belastungen durch die Krise im Euroraum wieder auf etwa 4% ansteigen. Der allmähliche Inflationsabbau wird sich nach einem vorübergehenden Anstieg der Teuerung, der auf die Verschiebung des Zeitpunkts der administrierten Preiserhöhungen und gestiegene Nahrungsmittelpreise zurückzuführen ist, fortsetzen. Der Haushalt wird einen Überschuss aufweisen, das Defizit bei Ausklammerung der Öleinnahmen wird jedoch weiterhin erheblich sein. Der große Leistungsbilanzüberschuss wird langsam zurückgehen.

  • Die antizipierte Wachstumsbeschleunigung hat sich infolge der weltweiten Konjunkturabschwächung und einer Streikwelle verzögert. Das Wachstum dürfte 2012 2,6% betragen, was unter der Potenzialrate liegt, es wird den Projektionen zufolge jedoch 2013 auf 3,2% und 2014 auf 4% ansteigen. Die Kerninflation wird durch die beträchtlichen Kapazitätsüberhänge gedämpft werden, die jüngste Erhöhung der Nahrungsmittelpreise wird aber voraussichtlich zu einem vorübergehenden Anstieg der Gesamtinflation führen. Das schwache Exportvolumen und die sich verschlechternden Terms of Trade haben in diesem Jahr zu einer Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits geführt und werden es im Zeitraum 2013-2014 auf etwa 6% des BIP steigen lassen.