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  • Diese Publikation ist die erste internationale, auf Ebene der OECD-Länder durchgeführte Vergleichsstudie der wirtschaftlichen und sozialen Integrationsergebnisse von Zuwanderern und ihren Kindern. Sie ist die erste Ausgabe in einer Reihe, die einen Ansatzpunkt für Vergleiche mit dem Ziel einer regelmäßigen Beobachtung vergleichbarer Indikatoren der Integration im OECD-Raum liefern soll. Drei Mitgliedsländer haben dieses Projekt in besonderem Maße fi nanziell unterstützt: Kanada (Citizenship and Immigration Canada), Frankreich (Ministère de l’Intérieur, de l’Outre-Mer, des Collectivités Territoriales et de l’Immigration) und Norwegen (Ministerium für Kinder, Gleichstellung und Eingliederung).

  • Der Frage der Integration der Zuwanderer und ihrer Kinder kommt in den OECDLändern sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht ein hoher Stellenwert zu. Die aktive Beteiligung der Zuwanderer und ihrer Kinder am Arbeitsmarkt sowie am öffentlichen Leben insgesamt ist von entscheidender Bedeutung für die Sicherung des sozialen Zusammenhalts in den Aufnahmeländern sowie die Fähigkeit der Zuwanderer, ein selbstbestimmtes und produktives Leben als Bürger dieser Länder zu führen, womit sie auch wichtig für ihre Akzeptanz in der Bevölkerung der Aufnahmeländer ist. Außerdem ist es angesichts der großen Zahl von Kindern von Zuwanderern, die in den letzten Jahren in den Arbeitsmarkt eingetreten sind, dringlicher geworden, deren wirtschaftliche und soziale Integration eingehender zu untersuchen, wobei es auch um die Frage geht, inwieweit ihre Ergebnisse mit ihrem Migrationshintergrund in Zusammenhang stehen.

  • Damit wirkungsvolle integrationspolitische Maßnahmen umgesetzt werden können, muss evaluiert werden, inwieweit die Situation einer Gruppe von Zuwanderern und ihrer Kinder von der einer Vergleichsgruppe abweicht. Wo Unterschiede festgestellt werden, ist es wichtig, genau zu untersuchen, worauf sie zurückzuführen sind. In der Zusammensetzung der Zuwandererpopulation drückt sich der Effekt verschiedener, aufeinanderfolgender Wellen von Zuwanderern mit unterschiedlichem Hintergrund und Qualifi kationsniveau aus, und sie kann innerhalb einzelner Länder ebenso wie im Ländervergleich stark variieren. Eine genaue Darstellung der sozioökonomischen Merkmale der Zuwanderer sowie ihrer Kinder und deren Gegenüberstellung mit einer Vergleichsgruppe ist Voraussetzung für jede Ergebnisbeurteilung. Auf Grund von Unterschieden in der Verteilung nach Alter, Bildungsniveau oder sonstigen soziodemografi schen Merkmalen zwischen der Ziel- und der Vergleichspopulation können einfache Vergleichsdaten zu den durchschnittlichen Ergebnissen der verschiedenen Gruppen schwer zu interpretieren sein. Zusätzlich zu diesen soziodemografi schen Merkmalen sollten – sofern entsprechende statistische Informationen vorliegen – besondere Charakteristika der Zuwandererpopulation untersucht werden, wie z.B. Sprachkenntnisse, Ort des Bildungsabschlusses, Zugang zu Informationen über Beschäftigungsmöglichkeiten und Kenntnis der Arbeitsvermittlungs- und Sozialdienste des Aufnahmelandes. Bestimmte Merkmale der Zuwanderer können ein Hindernis für ihren Erfolg im Aufnahmeland darstellen; bei den Kindern der Zuwanderer, die im Aufnahmeland geboren sind und dort ihre Ausbildung erhalten haben, dürften solche Hindernisse jedoch nicht mehr bestehen. Der Erfolg der Kinder der Zuwanderer im Aufnahmeland wird deshalb häufi g als Maßstab zur Beurteilung des Grads der Integration betrachtet. Zweck dieses Kapitels ist es, die verschiedenen in dieser Publikation behandelten Bevölkerungsgruppen zu defi nieren und zu beschreiben. Abschnitt 1.1 richtet das Augenmerk auf die Zuwandererbevölkerung, während sich Abschnitt 1.2 mit den im Inland geborenen Kindern von Zuwanderern befasst, wobei auch ein Vergleich ihrer jeweiligen soziodemografi schen Merkmale mit denen der Vergleichspopulation angestellt wird. In Abschnitt 1.3 werden die Zuwandererhaushalte in Bezug auf Größe und Zusammensetzung untersucht. In der gesamten Publikation wird immer wieder auf diese Kontextdaten Bezug genommen, um die zwischen Ziel- und Vergleichspopulation beobachteten Unterschiede deutlicher hervorzuheben.

  • Einkommen und Wohlstand der Haushalte sind nachweislich für ein breites Spektrum sozioökonomischer Ergebnisse in so unterschiedlichen Bereichen wie Gesundheit, Bildung und bürgerliches Engagement von Bedeutung. Ein unzureichendes Einkommen kann Migranten in ihrer Fähigkeit beschränken, ein eigenständiges Leben als Bürger zu führen, und Konsequenzen für den sozialen Zusammenhalt haben. Über das absolute Einkommensniveau hinaus bestimmt die Verteilung der Haushaltseinkommen das Maß, in dem einige sozial schwache Bevölkerungsgruppen, wie z.B. manche Zuwandererhaushalte, Gefahr laufen, den Anschluss zu verpassen. Die Erwerbsbeteiligung ist der wichtigste Bestimmungsfaktor des Einkommensniveaus. Das Erwerbseinkommen stellt bei weitem den höchsten Anteil der Haushaltseinkommen dar, der im OECD-Raum etwa 75% beträgt. Die Haushaltseinkommen werden in hohem Maße von soziodemografi schen Merkmalen der Familienmitglieder bestimmt, insbesondere von der Bildung und den Qualifi kationen der Erwachsenen, der Gesamtzahl der Kinder und der Präsenz von Kleinkindern, die die Erwerbsbeteiligung von Frauen reduzieren kann. Zugleich tragen Sozialtransfers sowie Einkommen- und Vermögensteuern zu einer Veränderung in der Einkommensverteilung bei. In diesem Kapitel werden zwei Indikatoren vorgestellt: die Verteilung der verfügbaren Haushaltseinkommen (Indikator 2.1) und das Armutsrisiko (Indikator 2.2). Eine Erörterung dieser Indikatoren fi ndet sich im Abschnitt „Messung“ am Ende dieses Kapitels.

  • Die sozioökonomischen Merkmale der zum Unterhalt des Haushalts beitragenden Personen (insbesondere die dem Haushalt zur Verfügung stehenden Finanzmittel) sowie die Haushaltsgröße und -zusammensetzung gehören zu den wichtigsten Bestimmungsfaktoren der Wohnbedingungen. Die Haushaltspräferenzen (insbesondere in Bezug auf den geografi schen Standort und die Absicht, sich im Bestimmungsland niederzulassen) spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Selbst wenn sich die Familien eine angemessene Unterkunft leisten können, ist es möglich, dass sie anderen Aspekten ihres Lebens eine höhere Priorität einräumen (Ausbildung der Kinder, Nähe zu kulturellen Einrichtungen usw.). Dies gilt insbesondere für Zuwanderer, die eine Rückkehr in ihr Herkunftsland erwägen, und in noch größerem Umfang für diejenigen, die beabsichtigen, dort Wohneigentum zu erwerben. Die Wohnbedingungen dürften sich je nach Einreisezweck des Migranten unterscheiden. Die Familienzusammenführung ist normalerweise vom Einkommen abhängig, und meistens, wenn nicht sogar immer, bestehen Mindestaufl agen in Bezug auf die Wohnfl äche und/oder die Zahl der zur Verfügung stehenden Räume oder die sanitären Bedingungen. Bei Neuzuwanderern, insbesondere denjenigen, die unter extremen Bedingungen in ein Land kommen, oder denjenigen, die in ihrer neuen Umgebung keine Familie oder sozialen Netzwerke haben, ist die Wahrscheinlichkeit, in minderwertigen Wohnverhältnissen leben zu müssen, größer. Das Wohnungsangebot und die Wohnungspreise sind für die Wohnbedingungen ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Die Inanspruchnahme einer Sozialwohnung oder von Wohnbeihilfen kann erheblich dazu beitragen, die Wohnkosten zu reduzieren oder die Wohnung besser an die Haushaltsgröße anzupassen. Zu den Kriterien, die für den Zugang zu einer Sozialwohnung und zu Wohnbeihilfen erfüllt werden müssen, gehören normalerweise die Haushaltsgröße und das verfügbare Einkommen. Die Anträge werden normalerweise in der Reihenfolge der Einreichung bearbeitet, und deshalb haben Neuzuwanderer im Allgemeinen eine niedrige Priorität. Darüber hinaus gehören der Mangel an Informationen über das Mietsystem, die Diskriminierung der Zuwanderfamilien durch Vermieter sowie ungleicher Zugang zu Krediten zu den Gründen, aus denen Zuwanderer häufi ger mit unzureichenden Wohnbedingungen konfrontiert sind als die übrige Bevölkerung. In diesem Kapitel werden drei Indikatoren vorgestellt: die Besitzverhältnisse (Indikator 3.1), die physische Beschreibung der Wohnung (Indikator 3.2) und die Wohnkosten (Indikator 3.3). Eine Erörterung dieser Indikatoren fi ndet sich im Abschnitt „Messung“ am Ende dieses Kapitels

  • Die soziodemografi schen Merkmale wie z.B. Geschlecht, Alter, Risikoverhalten (z.B. Alkoholkonsum, Rauchen) sowie Lebens- und Arbeitsbedingungen gehören zu den wichtigsten Bestimmungsfaktoren des Gesundheitszustands eines Menschen. Mit der Feststellung eines „Healthy-Migrant-Effekts“ ist in Ländern zu rechnen, in denen sich die Zuwandererpopulation überwiegend aus Neuzuwanderern zusammensetzt, die im Durchschnitt jünger sind als die im Inland geborene Bevölkerung. Es wird davon ausgegangen, dass sich der positive Effekt mit zunehmender Aufenthaltsdauer verringert. Das Herkunftsland der Migranten und die Migrationsbedingungen können den positiven Effekt, den die „Zuwanderungsautoselektion“ auf den Gesundheitszustand hat, nuancieren. Einige Migrantenkategorien, wie z.B. Flüchtlinge, sind besonders gefährdet und leiden u.U. mit größerer Wahrscheinlichkeit unter bestimmten Krankheiten oder psychischen Störungen. Ganz allgemein kann der Migrationsvorgang zu Stress führen, der den Gesundheitszustand von Migranten in der Folge – je nach den sozioökonomischen und gesundheitlichen Bedingungen im Herkunftsland und dem Maß, in dem sie im Aufnahmeland ansässig werden – auf verschiedene Art und Weise beeinträchtigen kann. Schließlich existiert in der Regel eine positive Korrelation zwischen dem Bildungs- und Einkommensniveau auf der einen Seite und dem Gesundheitszustand auf der anderen. In diesem Kapitel werden auf der Basis von Eigenangaben der im Inland geborenen Bevölkerung und der Zuwandererpopulation verschiedene Aspekte des Gesundheitszustands (Indikator 4.1) und das Versorgungsdefi zit (Indikator 4.2) analysiert. Eine Erörterung dieser Indikatoren fi ndet sich im Abschnitt „Messung“ am Ende dieses Kapitels.

  • Bildungsergebnisse stehen mit Arbeitsmarktergebnissen und einigen Aspekten der sozialen Integration im Zusammenhang. Das Bildungsniveau der Zuwanderer kann nicht als Resultat des Integrationsprozesses gewertet werden, da die meisten Zuwanderer ihre Bildung im Ausland erworben haben. Indessen ist die Bildung der im Inland geborenen Zuwandererkinder, die im Aufenthaltsland aufgewachsen sind und dort ausgebildet wurden, ein wesentliches Integrationsziel und gilt angesichts der umfassenden Implikationen der Bildung in der Tat als Vergleichsmaßstab für die Integration im weiteren Sinne. Persönliche kognitive Fähigkeiten, das häusliche Umfeld sowie der sozioökonomische Hintergrund (insbesondere das Bildungsniveau der Eltern) sind einige der wichtigsten Bestimmungsfaktoren für die Bildungsergebnisse des Einzelnen. Die zu Hause gesprochene Sprache ist ebenfalls ein Schlüsselfaktor, der die Sprachkenntnisse der Zuwanderer beeinfl usst. Ferner besteht generell zwischen anderen Nachteilen, wie dem Besuch einer Schule mit einem hohen Anteil an Kindern aus in wirtschaftlicher Hinsicht benachteiligten Familien, und schlechten Bildungsergebnissen eine Korrelation. Demgegenüber kann die Teilnahme an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung vor allem für Kinder aus Zuwanderer- und Niedrigeinkommensfamilien ein Motivationsfaktor sein, der sich positiv auf die späteren schulischen Leistungen auswirkt. In diesem Kapitel werden der Vorschulbesuch (Indikator 5.1), die Lesekompetenz 15-Jähriger (Indikator 5.2) und die Informationen zum erreichten höchsten Bildungsniveau (Indikator 5.3) untersucht. Eine Erörterung dieser Indikatoren fi ndet sich im Abschnitt „Messung“ am Ende dieses Kapitels.

  • Für die meisten Migranten ist Beschäftigung die Haupteinkommensquelle. Die Integration der Zuwanderer und ihrer Kinder in den Arbeitsmarkt ist jedoch nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig, sondern hat auch Auswirkungen auf die Integration in die Gesellschaft als Ganzes, z.B. im Hinblick darauf, eine Wohnung zu fi nden, die Sprache des Aufnahmelandes zu lernen und Kontakte zu der im Inland geborenen Bevölkerung zu knüpfen. Sie ist jedoch keine Garantie für soziale Integration. Arbeitsmigranten sind auf dem Arbeitsmarkt tendenziell immer besser positioniert als Migranten, die aus familiären oder humanitären Gründen einreisen. Im Lauf der Zeit erwerben die Migranten allmählich das spezifi sche Humankapital, das sie benötigen, um auf dem Arbeitsmarkt des Aufnahmelandes erfolgreich zu sein. Das wichtigste Element dieses für das Aufnahmeland spezifi schen Humankapitals ist die Sprache des Aufnahmelandes, wenngleich andere Faktoren wie Kenntnisse über die Funktionsweise des Arbeitsmarkts und Zugang zu Netzwerken ebenfalls von entscheidender Bedeutung sind. Die Arbeitsmarktbeteiligung wird darüber hinaus in hohem Maß von soziodemografi schen Merkmalen bestimmt, insbesondere Geschlecht, Bildung und Alter. Männer haben im Durchschnitt eine höhere Beschäftigungsquote als Frauen, und die Hochschulbildung erleichtert für beide Geschlechter die Integration in den Arbeitsmarkt. Desgleichen wird die höchste Arbeitsmarktbeteiligung im Alter von 25-54 Jahren erreicht. Die im Inland geborenen Kinder von Zuwanderern sind nicht mit Problemen in Bezug auf die Übertragbarkeit ihres Humankapitals im Aufnahmeland konfrontiert, da sie in diesem Land aufwachsen und ausgebildet werden und seine Sprache sprechen. Die Arbeitsmarktchancen der im Inland geborenen Kinder von Zuwanderern sollten deshalb denen der Kinder von im Inland geborenen Eltern mit vergleichbaren soziodemografi schen Merkmalen entsprechen. In vielen OECD-Ländern ist dies jedoch nicht der Fall, da Netzwerke und spezifi sche Kenntnisse über das Funktionieren des Arbeitsmarkts im Bestimmungsland in Familien mit Eltern, die beide im Ausland geboren sind, nicht immer vorhanden sind. Darüber hinaus kann es Diskriminierung in der Einstellungspraxis geben. In diesem Kapitel werden drei Indikatoren aufgeführt: Beschäftigungsquoten (Indikator 6.1) und Arbeitslosenquoten (Indikator 6.2) sowie der Anteil der NEET-Gruppe (Indikator 6.3). Eine Erörterung dieser Indikatoren fi ndet sich im Abschnitt „Messung“ am Ende dieses Kapitels.

  • Bei Arbeitsplatzinhabern müssen mehrere Aspekte des Beschäftigungsverhältnisses berücksichtigt werden, um zu untersuchen, ob zwischen im Ausland und im Inland Geborenen Unterschiede bestehen. Zu den wichtigsten Aspekten gehören die Arbeitsplatzsicherheit, die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, die Übereinstimmung der Qualifi kationen und Kompetenzen mit der am Arbeitsplatz ausgeübten Tätigkeit, die Bezahlung, die Prävalenz selbstständiger Tätigkeit und die Beschäftigung im öffentlichen Sektor. Ebenso ist es wichtig zu prüfen, inwieweit die jüngste Wirtschaftskrise Auswirkungen auf die Unterschiede bei den Arbeitsplatzmerkmalen der beiden Gruppen hatte. Die Arbeitsmarktintegration ist sowohl im Hinblick auf den Zugang zu einem Arbeitsplatz als auch dessen Qualität und Stabilität ein Prozess, der sich nach und nach vollzieht. Die Aufenthaltsdauer der Migranten ist daher mit ihren soziodemografi schen Merkmalen, wie z.B. Alter und Bildungsniveau, einer der Hauptbestimmungsfaktoren der Arbeitsplatzmerkmale. Das Alter dient zudem als Ersatzvariable für die Berufserfahrung und ist daher sowohl für die Stabilität als auch für die Qualität des Beschäftigungsverhältnisses von Bedeutung. Ebenso ist offenbar auch das Bildungsniveau ein wichtiger Bestimmungsfaktor für den Zugang zu Arbeitsplätzen mit höherem Qualifi kations- und Einkommensniveau. Für diejenigen, die ihren höchsten Bildungsabschluss im Ausland erworben haben, kann die Tatsache, dass ihre formalen Qualifi kationen im Aufnahmeland anerkannt werden, ein positives Signal für die Arbeitgeber darstellen und dazu beitragen, Überqualifi zierung zu reduzieren. Die Arbeitsplatzstabilität wird in diesem Kapitel an der vertraglichen Situation gemessen – befristete im Vergleich zu unbefristeter Beschäftigung (Indikator 7.1). Der Grad der Nutzung der Arbeitskraft von Migranten am Arbeitsmarkt wird zunächst anhand der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden näherungsweise ermittelt (Indikator 7.2). Zweitens wird die Frage der Übereinstimmung zwischen dem Qualifi kationsniveau des Arbeitsplatzes und der individuellen Qualifi kation (Indikator 7.4) anhand einer Darstellung der berufl ichen Kompetenzen (Indikator 7.3) eingeführt. Es werden der Anteil an der selbstständigen Beschäftigung (Indikator 7.5) und an der Beschäftigung im öffentlichen Sektor (Indikator 7.6) untersucht. Eine Erörterung dieser Indikatoren fi ndet sich im Abschnitt „Messung“ am Ende dieses Kapitels.

  • Aktives gesellschaftliches Engagement ist wahrscheinlich einer der besten Indikatoren für eine gelungene Integration. Es zeigt, inwieweit sich ein Zuwanderer schon eingelebt hat und über die materielle Notwendigkeit hinaus am Leben des Aufnahmelandes teilnimmt. Das gesellschaftliche Engagement fungiert insofern als Integrationsindikator, als es das Interesse der Zuwanderer am Funktionieren der Gesellschaft sowie ihre Fähigkeit und Bereitschaft, sich einzubringen, zum Ausdruck bringt. Ein Gradmesser dafür, wie sehr sich Zuwanderer gesellschaftlich integriert fühlen, ist ihre Beteiligung an freiwilligen bürgerschaftlichen Aktivitäten. Dies kann zum Beispiel die Mitgliedschaft und Mitarbeit in Verbänden und Vereinen, ehrenamtliche Tätigkeiten und die – selbstgewählte – Mitgliedschaft in Gewerkschaften oder Parteien umfassen. Politische Partizipation ist eine Dimension aktiven gesellschaftlichen Engagements. Allerdings beschränkt sich dieser Aspekt auf Zuwanderer, die die Staatsangehörigkeit ihres Wohnsitzlandes besitzen. Der Grad des Vertrauens in Institutionen wie Schule, Polizei und Justiz hängt eng mit der Bereitschaft zusammen, eine aktive Rolle in der Gesellschaft wahrzunehmen. Die Staatsangehörigkeit ist ebenfalls ein entscheidender Faktor, da Ausländer nicht immer dieselben staatsbürgerlichen Rechte besitzen wie Staatsangehörige. Auch soziodemografi sche Merkmale wie Alter, Einkommen und Bildung spielen eine Rolle. Bei Zuwanderern, die schon länger im Aufnahmeland leben, ist die Wahrscheinlichkeit einer Beteiligung an bürgerschaftlichen Aktivitäten höher. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Beherrschung der Landessprache, da sie ausschlaggebend dafür ist, ob und wie gut Migranten in der öffentlichen Debatte ihre Meinung vertreten können. In diesem Kapitel werden der Erwerb der Staatsangehörigkeit (sowohl im Hinblick auf den Anteil der Staatsangehörigen unter den Zuwanderern als auch hinsichtlich der Entwicklung der Einbürgerungszahlen – Indikator 8.1) und die Wahlbeteiligung derjenigen Zuwanderer, die die Staatsangehörigkeit des Aufnahmelandes erworben haben, (Indikator 8.2) untersucht. Eine Erörterung dieser Indikatoren fi ndet sich im Abschnitt „Messung“ am Ende dieses Kapitels.

  • Mehrere Indikatoren deuten auf fortbestehende Integrationsnachteile für Zuwanderer und ihre Kinder hin, wenn man ihre Ergebnisse mit denen der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund vergleicht. Diese Benachteiligungen äußern sich beispielsweise in unterschiedlichen Beschäftigungsaussichten oder Wohnbedingungen und lassen sich nur teilweise durch Unterschiede bei sozioökonomischen Merkmalen wie Alter, Bildungsniveau sowie Einkommen oder Berufserfahrung erklären. Selbst nach Berücksichtigung dieser Faktoren bleiben Nachteile bestehen, auch für die im Aufnahmeland geborenen und ausgebildeten Kinder von Zuwanderern, die im Prinzip nicht mit denselben Hürden konfrontiert sein dürften wie ihre zugewanderten Eltern (OECD, 2007; OECD, 2008a; OECD, 2012). Eine mögliche Ursache für diese fortbestehende Benachteiligung kann die Diskriminierung von Zuwanderern und ihren Kindern sein. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten Konzepte sowie die vorliegenden Daten zur Frage der von Zuwanderern und ihren Kindern erlebten oder gefühlten Diskriminierung.