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  • Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die 2008 begann und die Mehrzahl der OECD-Länder erfasste, hat die Debatte über die Rolle des Staates bzw. darüber, wie und wo und mit welchen Zielen er in das wirtschaftliche Geschehen eingreifen sollte, neu entfacht. Regierung und Verwaltung auf einen Blick 2013 liefert wichtige quantitative und qualitative Daten, die eine evidenzbasierte Entscheidungs-findung ermöglichen und den Ländern dabei helfen, für die Zukunft zu planen. Die Publikation gestattet einen Vergleich staatlicher Aktivitäten, Vorgehensweisen und Ergebniskennzahlen in einer Reihe wichtiger Bereiche und weist auf Aspekte hin, die eingehender untersucht werden sollten. Das einleitende Politikkapitel befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen dem Vertrauen in den Staat und den Politiken bzw. Institutionen der Staats- und Verwaltungsführung.

  • Die Aussichten für die Weltwirtschaft verbessern sich zwar allmählich, weltweit haben die Länder jedoch weiterhin mit den Konsequenzen der globalen Finanz-, Wirtschafts- und Sozialkrise zu kämpfen. Schwaches Wachstum, hohe Staatsverschuldung, anhaltende Arbeitslosigkeit und zunehmende Ungleichheiten machen energische Korrekturmaßnahmen erforderlich. Von den Regierungen wird erwartet, dass sie unsere Volkswirtschaften wieder auf Kurs bringen, um ein stärkeres, umweltfreundlicheres und inklusiveres Wachstum zu erzielen.

  • Die Finanz- und Wirtschaftskrise sowie ihre Folgen veranlassten viele Regierungen im OECD-Raum, zur Wiederherstellung solider öffentlicher Finanzen strukturelle Anpassungsprogramme umzusetzen. Das Vertrauen in den Staat hat dadurch jedoch deutlich abgenommen, da es mit den begrenzten staatlichen Mitteln schwierig wurde, den wachsenden Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden. Zwischen 2007 und 2012 sank das den nationalen Regierungen entgegengebrachte Vertrauen im Schnitt von 45% auf 40%, was die Bemühungen der nationalen staatlichen Stellen, Unterstützung für notwendige Reformen zu finden, erschwerte.

  • Um die in Regierung und Verwaltung auf einen Blick enthaltenen Informationen richtig interpretieren zu können, müssen die Leser mit einigen methodischen Konzepten vertraut sein, die für eine ganze Reihe von Indikatoren Anwendung finden. Wie in den vergangenen Ausgaben werden diese Indikatoren jeweils auf zwei Seiten präsentiert. Ein paar Indikatoren – z.B. zur Rechtsstaatlichkeit und zur Qualität öffentlicher Dienstleistungen – werden allerdings auf vier Seiten dargelegt. Bei den auf zwei Seiten dargestellten Indikatoren wird auf der ersten Seite die Bedeutung des Themas erläutert und auf die wichtigsten Unterschiede hingewiesen, die im OECD-Vergleich festzustellen sind. Im Anschluss daran werden im Abschnitt „Methodik und Definitionen“ die Datenquellen genannt und wichtige Informationen für die Interpretation der Daten gegeben. Am Ende der ersten Seite finden sich nützliche Hinweise auf weiterführende Literatur mit Hintergrundinformationen zu den vorgestellten Daten. Auf der zweiten Seite sind die Daten in Schaubildern dargestellt. Dabei handelt es sich um Abbildungen zum derzeitigen Stand sowie zu den Trends im Zeitverlauf, falls entsprechende Daten vorliegen. Am Ende der Publikation befindet sich ein Glossar zu wichtigen im Text verwendeten Definitionen.

  • Die Wirtschaftskrise der jüngsten Zeit hat deutlich gemacht, welche Bedeutung dem Staat als wichtigem Akteur moderner Gesellschaften zukommt. Vom Staat wird erwartet, dass er die erforderlichen Rahmenbedingungen für ein Wirtschaftswachstum schafft, das die Lebensqualität seiner Bürger erhöht; außerdem muss er im Interesse des Gemeinwohls Verhaltensregeln für Unternehmen und Bürger aufstellen, eine Einkommensumverteilung zur Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit vornehmen, der Bevölkerung öffentliche Güter und Dienstleistungen zur Verfügung stellen und dabei zugleich Haushaltszwängen und demografischen Belastungen Rechnung tragen. Die Fähigkeit des Staats, effektiv und effizient zu handeln, hängt u.a. von seiner Politik und seinen Verfahrensweisen in so verschiedenen Bereichen wie Budgetierung, Personalverwaltung und Beschaffungswesen ab.

  • Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die 2008 begann, führte zu einem erheblichen Verlust an Vertrauen in den Staat. 2012 sahen im Durchschnitt nur vier von zehn Personen in den OECD-Mitgliedsländern ihre Regierungen als vertrauenswürdig an. Auf der Suche nach einem Weg zur wirtschaftlichen Erholung besteht die Herausforderung, der sich die Regierungen gegenübersehen, nicht nur in der Auswahl geeigneter Politikmaßnahmen, sondern auch in der Umsetzung dieser Maßnahmen. Die Fähigkeit zur Umsetzung ist indessen in entscheidendem Maße vom Vertrauen abhängig. Ohne Vertrauen in den Staat, die Märkte und die Institutionen ist es schwierig, Unterstützung für die notwendigen Reformen zu mobilisieren, insbesondere dann, wenn diese kurzfristig mit Opfern verbunden sind und der langfristige Nutzen weniger greifbar ist. Der starke Verlust des Vertrauens in den Staat macht deutlich, dass Vertrauen ein entscheidendes, aber oftmals vernachlässigtes Element erfolgreicher Politikgestaltung ist.