• Wenn das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt auch der gebräuchlichste Indikator zum Vergleich des Einkommensniveaus ist, ziehen viele Analysten doch – zumindest theoretisch – zwei andere Messgrößen vor, nämlich das Pro-Kopf-Bruttonationaleinkommen (BNE) und das Pro-Kopf-Nettonationaleinkommen (NNE). Während sich das BIP auf das durch Produktionsaktivitäten im Wirtschaftsgebiet des Landes erwirtschaftete Einkommen bezieht, misst das BNE das von den Gebiets-ansässigen eines Landes generierte Einkommen, wobei es unerheblich ist, ob es im Inland oder im Ausland erzielt wurde.

  • Das verfügbare Einkommen steht vom Konzept her dem des Einkommens, wie es allgemein in der Volkswirtschaftslehre verstanden wird, näher als das Nationaleinkommen oder das BIP. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene unterscheidet es sich vom Nationaleinkommen insofern, als bei ihm zusätzliche Einkommenskomponenten berücksichtigt sind, in erster Linie laufende Transfers, wie z.B. Rücküberweisungen im Ausland lebender Arbeitskräfte. Dass es für Länder, wo diese zusätz-lichen Komponenten eine bedeutende Einkommensquelle darstellen, wichtig ist, bei der Politikformulierung auf das verfügbare Einkommen Bezug zu nehmen, liegt auf der Hand. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen dem Nationaleinkommen und dem verfügbaren Einkommen betrifft die Verteilung des Einkommens auf die einzelnen Sektoren. Auf dieser Ebene treten bedeutende Unterschiede zu Tage, in denen sich die Umverteilung des Nationaleinkommens ausdrückt. Das verfügbare Einkommen kann als der Höchstbetrag betrachtet werden, den ein Haushalt für den Konsum von Waren und Dienstleistungen ausgeben kann, ohne seine finanziellen und nichtfinanziellen Vermögenswerte reduzieren oder seine Verschuldung erhöhen zu müssen.

  • Die Ersparnis der privaten Haushalte ist die wichtigste inländische Geldquelle zur Finanzierung der Anlageinvestitionen, von denen bedeutende Impulse auf das langfristige Wirtschaftswachstum ausgehen. Die Sparquoten der privaten Haushalte unterscheiden sich zwischen den Ländern ganz erheblich, was durch institutionelle, demografische und sozioökonomische Besonderheiten begründet ist. Die Altersstruktur der Bevölkerung und die von den Regierungen getroffenen Maßnahmen im Hinblick auf die Altersrenten haben beispielsweise Auswirkungen auf den Umfang der Ersparnisbildung der Bevölkerung (ältere Menschen neigen dazu, ihr Geldvermögen während des Ruhestands zu Lasten der Ersparnis abzubauen). Ebenso können auch Kreditangebot und Kreditkosten sowie die Einstellung zur Verschuldung die vom Einzelnen getroffenen Ausgaben- und Sparentscheidungen beeinflussen.

  • Einkommensdisparitäten sind eine der offensichtlichsten Ausdrucksformen von Unterschieden im Lebensstandard innerhalb eines Landes. Hohe Einkommensungleichheiten lassen generell auf eine Vergeudung menschlicher Ressourcen -schließen, d.h. eine Situation, in der ein großer Teil der Bevölke-rung erwerbslos oder in Niedriglohnjobs oder geringqualifi-zierten Beschäftigungen gefangen ist.

  • Die Vermeidung wirtschaftlicher Härten ist eines der Hauptziele der Sozialpolitik. Da die Definition dessen, was als „annehmbarer Lebensstandard“ zu betrachten ist, zwischen den Ländern und im Zeitverlauf variiert, existiert auch keine gemeinsam vereinbarte Messgröße der „absoluten“ Armut in den OECD-Ländern. Ein Ausgangspunkt für die Messung der Armut ist daher die Betrachtung der „relativen“ Armut, eine Messgröße, deren Höhe jedes Jahr im Verhältnis zum typischen Einkommen des jeweiligen Landes ermittelt wird.

  • Neben dem Einkommen ist das Vermögen die andere zentrale Messgröße der wirtschaftlichen Ressourcen der privaten Haushalte. Die privaten Haushalte besitzen sowohl finanzielle als auch nichtfinanzielle Vermögenswerte. Die Struktur des Geld- bzw. Finanzvermögens hat insofern Einfluss auf die finanziellen Risiken der privaten Haushalte, als verschiedene Wert-papierarten einen unterschiedlichen Risikograd aufweisen.

  • Die hier vorgestellte Haushaltsverschuldungsquote misst die Verschuldung der privaten Haushalte im Verhältnis zu ihrem Einkommen, d.h. ihre Ausgaben- und Sparkapazität. Hohe Verschuldungsquoten werden häufig als ein Zeichen finanzieller Schwäche gewertet, allerdings sollten bei einer solchen Beurteilung nicht nur Schulden und Verbindlichkeiten, sondern auch Vermögenswerte berücksichtigt werden. Ein hoher Schuldenstand erhöht in der Regel die Finanzierungskosten des Schuldners, verschlechtert die Finanzposition und kann den Zugang zu Neufinanzierung begrenzen.

  • Bei den nichtfinanziellen Vermögenswerten der privaten Haushalte handelt es sich um Vermögensgüter von Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit, die dem Haushalts-sektor zugerechnet werden, sowie um das Wohneigentum privater Haushalte, wobei letztere Komponente den mit Abstand größten Teil der nichtfinanziellen Vermögenswerte der privaten Haushalte darstellt. Diese Vermögenswerte sind ein wichtiger Teil des Gesamtvermögens und können eine bedeutende zusätzliche Einnahmequelle sein – sei es durch ihre Veräußerung oder Refinanzierung oder z.B. in Form von Einkünften aus der Vermietung von Wohneigentum. Schätzungen der von den privaten Haushalten gehaltenen nicht-finanziellen Vermögenswerte spielen bei Wirtschaftsanalysen, wie z.B. Studien über Vermögenspreisblasen und Analysen des Lebensstandards, ebenfalls eine wichtige Rolle.