1887

Jenseits des BIP

Was bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung wirklich zählt

image of Jenseits des BIP

Das BIP ist zwar der bekannteste und gebräuchlichste Wirtschaftsindikator, es kann aber nicht über alle relevanten Aspekte der wirtschaftlichen Leistung und des sozialen Fortschritts Auskunft geben. Dieser Band zeigt, dass das BIP als alleiniger Maßstab für die wirtschaftliche Leistung irreführend ist: Es ist der Fokussierung auf diese Kennzahl zuzuschreiben, dass die Politikverantwortlichen die Krise von 2008 nicht kommen sahen und ihre wirtschaftlichen und sozialen Folgen nicht richtig beurteilten. Die Co-Vorsitzenden der der OECD angegliederten Hochrangigen Sachverständigengruppe zur Messung von wirtschaftlicher Leistung und sozialem Fortschritt – Joseph E. Stiglitz, Jean-Paul Fitoussi und Martine Durand – argumentieren, dass wir Indikatoren-Dashboards entwickeln müssen, die abbilden, was wirklich zählt: Wer vom Wachstum profitiert, ob dieses Wachstum ökologisch nachhaltig ist, wie die Menschen ihr Leben empfinden und welche Faktoren für den Erfolg eines Menschen oder eines Landes ausschlaggebend sind. Diese Dashboards werden den Politikverantwortlichen helfen, die richtigen Entscheidungen für die Bevölkerung, das Land und die Welt zu treffen. Die Publikation beleuchtet darüber hinaus auch die Fortschritte, die in den letzten zehn Jahren im Hinblick auf die Erhebung von Daten zu Wohlstand und Lebensqualität und ihre Berücksichtigung bei der Politikgestaltung erzielt wurden. In einem Begleitband – For Good Measure: Advancing Research on Well-being Metrics Beyond GDP – präsentieren einige Mitglieder der Hochrangigen Sachverständigengruppe gemeinsam mit Co-Autoren, bei denen es sich um führende Wirtschaftswissenschaftler, Politikwissenschaftler, Psychologen und Statistiker handelt, ihre neuesten Forschungsergebnisse in ausgewählten Teilbereichen der umfassenden Agenda zur Definition und Messung von Wohlstand.

German Also available in: Polish, English

Messung von Wirtschaftsabschwüngen

In diesem Kapitel wird zusammengefasst, wie ungeeignete Messgrößen (und Modelle) die Beurteilung der Finanzkrise von 2008 und die Reaktion auf diese möglicherweise beeinträchtigt haben, und welche Lehren daraus gezogen werden können. Es wird argumentiert, dass das BIP möglicherweise ein zu optimistisches Bild des Zustands der Wirtschaft vor der Krise und in der Erholungsphase gezeichnet und auch die Nachhaltigkeit des Wachstums überbewertet hat. Das Problem war, dass zu viele Analysten nicht über das BIP hinausblickten. Mit besseren Messgrößen und insbesondere auch geeigneten Indikatoren, die das zunehmende Gefühl der wirtschaftlichen Unsicherheit in der Bevölkerung angemessener erfasst hätten, wäre uns vielleicht bewusst geworden, dass die Folgen des Abschwungs sehr viel tiefgreifender waren, als es die BIP-Statistiken vermuten ließen. Entsprechend hätten die Regierungen vielleicht deutlicher reagiert, um die negativen Folgen der Krise abzufedern. In diesem Kapitel liegt das Augenmerk auf zwei Unzulänglichkeiten der Standardmessgrößen: Zum einen wird nur die Passivseite des Sektors Staat beleuchtet, während die Aktivseite der Bilanz des Staatssektors (und des Landes) ignoriert wird. Zum anderen bleiben Indikatoren der ungenutzten Ressourcen am Arbeitsmarkt (die über die Standardmessgrößen der Arbeitslosigkeit hinausgehen) unberücksichtigt. Außerdem wird die Notwendigkeit hervorgehoben, das bestehende Datenmaterial durch Kennzahlen für die wirtschaftliche Unsicherheit und das subjektive Wohlbefinden zu ergänzen und Veränderungen im Human- und Sozialkapital in die Modelle einzubeziehen.

German Also available in: English

This is a required field
Please enter a valid email address
Approval was a Success
Invalid data
An Error Occurred
Approval was partially successful, following selected items could not be processed due to error